Die Bundesaktionstage 2020 sind vorbei.
Im Laufe des Wochenendes wurden in einer Podiumsdiskussion über die Notwendigkeit eines Lieferkettengesetzes gesprochen.
In verschiedensten Workshops konnte etwas über die Arbeit verschiedenster Akteur*innen im Bereich der Fair Fashion gelernt und darüber diskutiert werden.
Zusammen mit den Teilnehmenden wurde während der BAT Aktion ein kleiner Film produziert, welcher in naher Zukunft noch präsentiert wird.
An dieser Stelle möchten wir uns auch bei unseren Kooperationspartnern für die tolle Zusammenarbeit danken.
Wir möchten uns bedanken bei:
Unseren Kooperationspartnern und Sponsoren: Children für a better World e.V. für die großzügige finanzielle Unterstützung und der BUNDjugend Berlin als rechtlicher Partner und Organisationshilfe
Im Durchschnitt besitzt jede erwachsene Person (18 – 69 Jahre) in Deutschland 95 Kleidungsstücke (ohne Unterwäsche und Socken). Das sind etwa 5,2 Milliarden Kleidungsstücke in Deutschland (Quelle: Greenpeace). Wir leben in einer Wegwerf- und Konsumgesellschaft was verehrende Auswirkungen auf unsere Umwelt, auf die Arbeitsbedingungen und unsere Beziehung zu Materiellem hat. Wie also verhält sich unser Leben zu dem einer*m Näher*in? Welches Statement setzen wir mit unserer Kleidung und unserem Lebensstil? Wie entsteht meine Kleidung? Wie kann ich mich für eine fairere Modebranche einsetzen?
Mit diesen und vielen weiteren Fragen/Themen wollen wir uns während der diesjährigen Bundesaktionstage beschäftigen.
Unter dem Motto „Kleider machen Leute…krank“ erwarten euch spannenden Vorträgen, coolen Workshops und anderen Aktionen rund um das Thema fair fashion und slow fashion.
Wann? Vom 26.06.-28.06.2020
Wo? Auf der Meeting Plattform Zoom
Wer? Alle aktuellen und ehemaligen FÖJler*innen aber auch jede*r der/die Interesse und Lust hat sich mit dem Thema auseinander zu setzten
Auf Grund der aktuellen Situation teilen wir als BAT-Orga Team mit, dass der BAT dieses Jahr leider erst verspätet und auch nicht, wie in den letzten Jahren, als tolle große Präsenzveranstaltung stattfinden kann.
Obwohl momentan weitreichende Lockerungen in Kraft treten haben wir als Orga Team aus unserem moralischen Verständnis heraus beschlossen, dass wir dennoch keine Großveranstaltung in diesen Zeiten organisieren wollen.
Allerdings wollen wir auch weiterhin bundesweit uns zusammen für mehr Nachhaltigkeit einsetzen. Dieses Jahr wird sich alles dabei um das große Thema der Fair Fashion drehen.
Deswegen bereiten wir unter Hochdruck momentan ein tolles Programm vor, um am 27.6. eine neue Version des BATs auszuprobieren und mit euch eine tolle Online-Veranstaltung zu haben.
Dazu laden wir jeden ein uns zu unterstützen oder Ideen und Wünsche mitzuteilen.
Schreib uns dazu am besten eine Mail an bat@foej.net
Wir freuen uns darauf möglichst viele von euch am 27.6. zu sehen.
Bis dahin bleibt gesund und macht das Beste aus der Situtaion.
Es ist Sonntagnachmittag am ersten
Juniwochenende. Ich sitze im ICE, der in Berlin am Hauptbahnhof steht und warte
auf die Abfahrt, die sich aufgrund technischer Störungen verspätet. (Nein,
erstaunlicherweise hängt es nicht mit der Klimaanlage zusammen, auch wenn es
das erste Mal in diesem Jahr über 30°C warm ist.)
Auch wenn sich inzwischen eine leichte Gänsehaut auf meinen Armen und Beinen
bildet, bin ich überzeugt: Ich fahre Zug, denn das ist für mich immer noch die
ökologischste Möglichkeit zu Reisen! Und es wäre eine Schande die vergangenen
Tage nicht im Sinne des Natur- und Umweltschutzes enden zu lassen.
Von Freitag bis heute waren in Berlin die FÖJ Bundesaktionstage (BAT) und ich
mit dabei.
Vor circa einem Jahr habe ich mich entschieden etwas Gutes tun zu wollen.
Gefühlt hätte ich mit meiner Motivation die Welt retten können. Bin ich in
meinem Freiwilligen Ökologischen Jahr zum Weltretter geworden?
Durch meinen Alltag im Naturkindergarten bringe ich den Kindern die Natur ein
Stück näher, zeige ihnen was für Pflanzen und Tiere es gibt, sie lernen was
unterschiedliche Jahreszeiten bedeuten und ich hoffe, dass unsere Natur dadurch
für sie schützenswert wird. Dass sie die Flora und Fauna bestaunen und
respektieren, anstatt sich verachtend und bestimmend über alle Ressourcen
hinwegzusetzen.
Denkanstoß gegeben, okay, aber noch nicht die Welt gerettet!
Deswegen bin ich mit dem Wunsch, mein Anliegen auf eine andere Dimension zu
bringen zu den BAT gefahren.
Thema unserer drei Tage war Lebensmittelverschwendung. Welcher Film passte da besser als Start und Input als
„Taste the Waste“? Den kann man auch auf Netflix gucken (Und sollte man nach
dem lesen dieses Artikels auch!), wir haben uns dazu vor einer Leinwand
versammelt und während der Beamer warmlief,
kam von hinten plötzlich ein Mann nach vorne.
Ein bisschen erinnerte er mich an einen Piraten, mit seinem etwas längeren,
grauen Haar, der gebräunten, faltigen Haut, schwarzgrauen Kleidung und einem
Funkeln in den Augen.
Mit holländischem Akzent begann er zu reden:
„Wisst ihr wer ich bin? Nein? Aber kennt ihr „Fläming Kitchen“? Auch nicht?“
Ich wusste weder wer der Mann war noch was die
„Fläming Kitchen“ sein sollte.
„Ich koche dieses Wochenende das Essen für euch. Die“ Fläming Kitchen“ ist
meine Küchencrew, die sozusagen aus dem Film entstanden ist, ich habe daran
mitgewirkt.“ Ganz nüchtern sagte er das.
Überraschung kam in mir auf, danach Ehrfurcht.
Denn immerhin wusste ich, das dieser
Film in viele Sprachen übersetzt wurde, nicht nur auf Deutschen Kinoleinwänden
lief, mit vielen Preisen ausgezeichnet wurde und Fakten nennt, die nicht
übersehen werden können.
Bevor ich das alles realisiert hatte,
war Wam Kat schon wieder nach hinten verschwunden und der Film ging los.
Danach gab es Salat, Reis und
Linsencurry für alle.
Die Zutaten dafür allesamt gerettet.
Nach dem zuvor erlangten Wissen kaute
man jeden Bissen mit bedacht und mit jedem Bissen ratterten
die Zahnräder im Kopf: Wie kann das alles sein? Wieso habe ich bisher in ganz
normalen Supermärkten eingekauft, obwohl ich doch eigentlich wusste, dass dort
so viel weggeworfen wird? Wieso habe ich eine Gurke noch nie skeptisch
betrachtet, weil sie so gerade ist? Wieso wurde noch nichts unternommen, wenn
Müllcontainer voller Lebensmittel vernichtet wurden? Wie kann es sein, dass
Kleinbauern in Lateinamerika dadurch an Malaria sterben, dass sie sich keine
Medizin leisten können, weil europäische Konzerne ihnen die Felder abgesprochen
haben? Wie können wir als großzügige und
fortschrittliche westliche Länder zulassen, dass unser Anspruch die
Armut und Hungersnot vorantreibt, wo wir doch immer für Gerechtigkeit sind?
Wieso widern wir uns nicht selbst an?
Ich tat es in diesem Moment!
Aber dann fragte ich mich: Sind es wirklich unsere Ansprüche, dass eine
Kartoffel nur eine bestimmte Größe hat? Die Tomate nur einen bestimmten Rotton?
Das Mindesthaltbarkeitsdatum frühestens in sechs Tagen erreicht ist, wenn ich
ein Produkt kaufen? Generell diese Sache mit dem MHD: Würde ich mich davon
abschrecken lassen, wenn es auf Teebeuteln, die ich kaufen will, schon
überschritten ist?
Nein! Ich kann diese Fragen mit einem eindeutigem NEIN beantworten.
Mit sehr gutem Essen im Bauch, einer gestärkten Meinung im Herz und guter Musik
im Hintergrund malte ich mir ein Demoschild.
Am nächsten Morgen gab es Frühstück
mit Backwaren vom Vortag (vom Bäcker gerettet). Die Brötchen waren frischer als
die, die es bei mir zu Hause manchmal gibt. Ich habe die vollen Körbe, die
Riesen Auswahl, die wir zwischen den „Resten“ hatten,
die zum Wegwerfen gedacht waren immer noch vor
Augen. Wir waren über 130
Personen, die voll guten Gewissens zugeschlagen
haben und am Ende blieb noch etwas übrig, von den Backwaren, die wir von
nur einem Geschäft
abgeholt hatten.
Ich gesellte mich zu der Küchencrew und teilte meine schockierende Erkenntnis
mit ihnen. Ein Koch lachte über die Musik hinweg, schnippelte gut gelaunt
weiter einwandfreie Bohnen aus einer Kiste, die wir über Foodsharing bekommen hatten und erklärte: „Essen, das für den Müll
bestimmt ist, findet man immer überall genug. Nur wenn wir manchmal für mehrere
Tausend Leute kochen wird es mit der Vorbereitung schwierig. Das Problem hatten
wir zumindest am Anfang. Dann haben wir einen Aufruf gestartet zur
„Schnippeldisco“ wo alle gemeinsam das Gemüse schneiden, wir dann damit kochen
und dann gibts Essen und Party für alle. Das klappt so gut, dass wir inzwischen
bei Veranstaltungen oft mehr Schnippler als Gemüse haben.“
Meine Vorfreude auf unsere für den Abend geplante Schnippeldisco stieg.
Vorher erweiterten, vertieften und konkretisierten wir unser bisheriges und vom
Vortag gesammeltes Wissen: Welches Konzept hat der Berliner Supermarkt Sirplus?
Stimmt meine Vorstellung vom Containern? Wie mache ich gerettete Lebensmittel
haltbar? Welche rechten Tendenzen gibt es in der Öko Szene?
Leider konnte ich nur zwei von diesen und noch weiteren angebotenen Workshops
besuchen. Dadurch verpasste ich auch die nächste Lebensmittelabholung am
Wochenmarkt, bekam aber das kulinarische Ergebnis
zu genießen.
Die Stimmung heizte sich (wie das Wetter) auf. Wir euphorisierten uns
gegenseitig, es machte nichts aus, dass ich zur Ankunft am Freitag niemanden
kannte, erst recht nicht Abends, wenn es hieß: „Partyzipation“ oder spontanes
Stockbrot, weil bei der Lebensmittelspende Hefeteig dabei war.
Am letzten Morgen aß ich eine
Kirsche, die ich mir von der gestrigen Ausbeute mitgenommen hatte.
Bedächtig kaute ich sie und ärgerte mich über dieses Paradoxon: Bei uns in
Deutschland gibt es zurzeit noch keine Kirschen. Diese hier musste für den
Verkauf importiert worden sein. Hat Unmengen CO2-Emissionen verursacht, wurde
von Arbeitskräften in Plastik verpackt und sollte hier dann weggeschmissen
werden, während im Ursprungsland die Menschen durch unseren Konsumwahn
perspektivlos werden.
Jetzt war auch meine Überzeugung wieder hellwach und ich bereit für die
anstehende Demonstration durch Berlin!
Schon zur Anfangskundgebung am Startpunkt blieben die Leute stehen, als wir
FÖJler*innen aus ganz Deutschland die Regierung aufforderten:
Wir fordern ein „Anti-Wegwerfgesetz“ damit nicht weiter unnötig viele
Lebensmittel weggeworfen und verschwendet werden!
Wir fordern die Bundesregierung auf, sich an ihre gesetzten Ziele zu halten,
ihre Verpflichtungen gegenüber der EU und UN, die Lebensmittelverschwendung bis
2030 um mindestens 50% zu reduzieren, einzuhalten!
Wir fordern konkrete Handlungen und zwar jetzt!
Wir machten uns auf den Weg, vorbei am Ernährungsministerium.
Wir riefen „STOP THE WASTE, START THE TASTE!“
Wir sangen zu der Melodie von „Hejo
spann den Wagen an“ „Währt euch, leistet Widerstand, gegen die Verschwendung
hier im Land, rettet unser Essen, rettet unser Essen!“
Wir tanzten, zeigten uns und trafen am Brandenburger Tor auf noch mehr
Gleichgesinnte, beim diesjährigen Umweltfestival. Plötzlich war
Lebensmittelverschwendung nur einer von vielen Umweltaspekten, für die sich ein
großer Teil der Bevölkerung inzwischen deutlich ausspricht.
Das Gefühl war bei mir auf einmal ganz
stark: Ich dachte bisher „Okay wir werfen viel Essen weg, aber nur das, was
keiner mehr essen will und das würde eh nicht für alle reichen, so wie es immer
behauptet wird.“
Doch, würde es, sogar 3x, ich habe die Mengen gesehen!
Ich bin mit meiner Denkweise nicht allein, die Bereitschaft zum freiwilligen
ökologischen Handeln ist da und sie ist stark und wird so schnell nicht
verschwinden!
Zufrieden machte ich mich irgendwann später auf den Nach-Hause-Weg.
An einer Ampel kam ich nicht weiter. Der Strom an Radfahren, die bei der
Sternfahrt des Festivals mitmachten riss
auch nach 20 Minuten nicht ab.
Während ich staunte, kam mir plötzlich ein altbekannter Spruch in Erinnerung:
„Du bist, was du isst!“
Bisher hatte ich ihn auf Gesunde
Ernährung bezogen. Wenn du gesund isst, bist du gesund. Wenn ich wie die
vergangenen Tage Essen aus Mülltonnen gegessen habe, bin ich dann Müll?
Nein! Denn das Essen in den Mülltonnen ist kein Müll! Das Essen ist gerettet!
Also habe ich mein Ziel erreicht: für die letzten drei Tage war ich eine
Retterin!
Vielleicht keine Weltretterin, aber zumindest eine Lebensmittelretterin und
vielleicht auch eine Meinungsretterin, die mit ihrer Botschaft noch ein paar
mehr Menschen erreicht und zum Handeln gebracht hat.
Für den Moment ist das unglaublich viel und ich habe nicht vor, solche Momente
weniger werden zu lassen, auch wenn mein FÖJ im August endet.
Ein Herz von all unseren Teilnehmer*innen für die tolle Unterstützung
Wir als AK-BAT waren nicht alleine in der Lage die Bundesaktionstage in ihrer vollen Blüte auf die Beine zu stellen. Denn für eine solche Aktion benötigt man, wie in unserem Fall, Verpflegung für über 100 Menschen und einen Ort an dem man die ganzen Leute unter- bzw zusammenbekommen kann. Aus diesem Grund werden wir euch nun unsere Unterstützer vorstellen, ohne die die Bundesaktionstage einfach nicht so möglich gewesen wären, wie sie waren. Denn sie waren fantastisch.
Ein dickes Danke geht an alle Helfer*innen vor Ort, die immer eingesprungen sind, wenn es mal hakte. Ihr habt uns super unterstützt und dafür gesorgt, dass unsere Planung genauso umgesetzt werden konnte. Ob Barschicht oder Bänke schleppen, es war immer jemand zur Stelle. DANKE für an die FÖJ-Familie!
Danke an den FÖJ-AKTIV e.V. ihr habt uns einiges abnehmen und lehren können, so dass wir die ganze Buchhaltung wuppen konnten. Auch vor Ort wart ihr für uns da, danke! Ohne euch hätten wir einiges gar nicht erst geschafft.
BUNDjugend Berlin wir danken auch euch für die tolle Unterstützung mit verschiedenem Equipment und einem Workshop! Genauso auch ein Dank an Jugendwerk Aufbau Ost ,dass ihr uns Material zur Verfügung gestellt habt.
Danke auch an alle Sponsoren, ohne die einfach gar nichts gelaufen wäre. Wir danken RENN.mitte,Vegeterra Stiftung und LUSH, Stiftung Naturschutz Berlin. Ihr habt uns ermöglicht eine großartige Location anzumieten, sowie Bands und DJs zu engagieren und damit drei großartige Tage mit unserer FÖJ-Familie zu verbringen!
Ein unfassbar großes Dankeschön gilt auch den Leuten, die einen Großteil zu unserer Verpflegung beigetragen haben und an die, die uns so wunderbar bekocht haben. Danke Fläming Kitchen, dass ihr gemeinsam mit uns gekocht habt; foodsharing, dass ihr gemeinsam mit uns gerettet habt; Alnatura und Zwergenwiese, dass ihr gespendet habt!
Es geht auch ein Dank an unsere Haupt-Location, wo wir uns an allen Tagen treffen konnten und gemeinsam mit dem Thema auseinander setzten konnten. Danke an das Team der Linse, es war eine klasse Location! Auch die Schlaflager waren super. Danke an das Steinhaus, die Falkenburg und das Pfadfinderlager.
Ohne Workshops wäre der Samstag doch recht leer und langweilig geworden. Deshalb ein Danke an alle Referent*innen, die uns zu verschiedensten Bereichen der “Lebensmittelwelt” etwas erzählt haben!
Der größte Dank geht an alle FÖJler*innen, die da waren, ohne euch wäre alles weiter überflüssig gewesen und die BAT hätten gar nicht stattgefunden! Euer Interesse und Spaß an der Sache, war beglückend!
DANKE an ALLE, die unsere Bundesaktionstage möglich gemacht haben! Wir hätten sie uns nicht besser wünschen können!
Kurz vor der Demo stand eine Kuschelschnecke als kleines WUP auf dem Programm #FÖJFamilie
Die Bundesaktionstageund damit die #StopTheWaste- Demo sind nun vorüber. Hier bekommt ihr einen kleinen Überblick über die Presseresonanz:
BZ-Berlin “Rund 150 Menschen demonstrierten heute früh gegen Lebensmittel- und Ressourcenverschwendung protestiert. Aktive des Freiwilligen Ökologischen Jahrs (FÖJ) aus ganz Deutschland sowie einige Unterstützer zogen vom Gendarmenmarkt über das Ernährungsministerium zum Umweltfestival am Brandenburger Tor. “
Berliner Zeitung “Aktive des Freiwilligen Ökologischen Jahrs (FÖJ) protestieren heute in Berlin gegen Ressourcen- und Lebensmittelverschwendung. Der Zug startet um 10.30 Uhr am Gendarmenmarkt und zieht dann über das Ernährungsministerium zum Umweltfestival am Brandenburger Tor, wie die Organisatoren mitteilten. Sie rechnen mit rund 250 Teilnehmern. Die Demonstration ist Teil der Bundesaktionstage des FÖJ. “
Welt,n-tv, RTL “Rund 150 Menschen haben nach Veranstalterangaben am Sonntag in Berlin gegen Lebensmittel- und Ressourcenverschwendung protestiert. Aktive des Freiwilligen Ökologischen Jahrs (FÖJ) aus ganz Deutschland sowie einige Unterstützer zogen am Vormittag vom Gendarmenmarkt über das Ernährungsministerium zum Umweltfestival am Brandenburger Tor. Mit Plakaten, auf denen «Stop the Waste, Start the Taste» oder «Foodshaming – Nein, danke» stand, forderten sie die Bundesregierung dazu auf, die Lebensmittelverschwendung in Deutschland einzudämmen. “
rbb ab 11 Minuten und 30 Sekunden & hier noch auf Facebook
taz ” „Warum muss immer alles verfügbar sein? Warum müssen die Auslagen in den Bäckereien um 18 Uhr noch voll sein? Und nachher sind die Mülleimer voll mit wunderbarem Essen?“ Die Fragen, die die junge Rednerin auf der Demonstration „#StopTheWaste – Stoppt die Lebensmittelverschwendung“ am Sonntagvormittag stellt, sind natürlich rhetorisch gemeint. Mit Johlen und Pfeifen signalisieren ihre ZuhörerInnen volle Zustimmung. Genießbare Lebensmittel wegwerfen? Geht gar nicht, finden die rund 120 jungen Menschen, die mit phantasievoll bemalten Pappschildern und Musik über den heißen Asphalt der Friedrichstadt ziehen. “
“Die Demonstration ist Teil der Bundesaktionstage des FÖJ. Die Teilnehmer beschäftigen sich dabei ein Wochenende lang mit dem Thema Lebensmittelverschwendung. Während ihrer Veranstaltungen im Jugendclub Linse in Lichtenberg aßen sie ausschließlich überschüssige Lebensmittel, die sie bei Bäckereien und einem Markt gesammelt hatten. Bei ihrem Umzug verteilten sie am Sonntag unter anderem Backwaren, die davon übrig geblieben waren, an Passanten.”
#StopTheWaste – Stoppt die Lebensmittelverschwendung
Zeit: Sonntag, 02.06.2019, 10:30 bis 12:00 Uhr
Ort: Gendarmenmarkt, Berlin (Beginn), Brandenburger Tor (Ende)
Mit: Aktiven des aktuellen Jahrgangs des Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ)
Wir gehen heute, am 02. Juni 2019 in Berlin auf die Straße, um die Bundesregierung zu sofortigem Handeln zu drängen.
Wir möchten, dass ein „Anti-Wegwerfgesetz“ für Lebensmittel verabschiedet wird. Es sollen nicht weiter unnötig viele Lebensmittel weggeworfen (10 Mio. t sind vermeidbar) und verschwendet werden. Es muss etwas passieren und zwar jetzt.
Die Bundesregierung muss sich an die Ziele halten, die sie sich gesetzt hat. Sowohl durch die EU als auch durch die UN haben sie sich dazu verpflichtet die Lebensmittelverschwendung bis 2030 um mindestens 50% zu reduzieren. Im Gegensatz zu Ländern wie Frankreich, Belgien, Tschechien und Luxemburg scheint jedoch die Bundesregierung nach wie vor mit konkreten Handlungen auf sich warten zu lassen.
Ein Drittel dessen, was wir in Deutschland an Lebensmitteln produzieren wird weggeworfen. Es handelt sich dabei um 18 Millionen Tonnen. 2,58 Tonnen gehen im Groß- und Einzelhandel verloren. Frankreich (Bsp.) ging 2016 mit einem guten Beispiel voran und setzte ein Verbot auf, um die Verschwendung in diesem Sektor zu minimieren. Das war ein guter erster Schritt. Es darf aber nicht der Letzte sein! Es muss weiter gehen! Lebensmittel werden überall entlang der Wertschöpfungskette verschwendet.
Wir brauchen ein „Anti-Wegwerfgesetz“ und zwar jetzt!
Wir FÖJler*innen des diesjährigen
Jahrgangs 2018/19 schließen uns bundesweit zusammen und sagen der Lebensmittelverschwendung
hiermit den Kampf an. Mit der Demonstration am 2. Juni 2019 in Berlin tragen
wir die StopTheWaste-Bewegung in die Welt, die ein Anti-Wegwerfgesetz für Groß-
und Einzelhandel fordert.
Lage in Deutschland
Die weltweite Verschwendung an
Lebensmitteln beläuft sich jährlich auf rund 1,3 Mrd. Tonnen, davon trägt
Deutschland etwa 18 Mio. t. Dies entspricht etwa einem Drittel dessen, was in
Deutschland jährlich an Lebensmitteln verbraucht wird (54,5 Mio. Tonnen/ Jahr).
Die Verschwendung lässt sich wie auch der
Verbrauch entlang der Wertschöpfungskette nachvollziehen. So findet man in den
verschiedenen Bereichen unterschiedlich hohe Werte. Allein 2,58 t lassen sich
jährlich auf Verteilungsverluste im Groß- und Einzelhandel zurückführen. “Von
den 18 Mio. t Lebensmittelabfall sind über 60 % auf die Wertschöpfungskette –
vom Produzenten bis hin zum Großverbraucher (Gastronomie, Betriebsküchen) –
zurückzuführen. Fast 40 % liegen beim Endverbraucher. Dabei ist nach heutigen
Kenntnissen das Vermeidungspotential von den insgesamt etwa 10 Mio. t
vermeidbaren Lebensmittelabfällen mit fast 5 Mio. t am höchsten beim
Endverbraucher. Ebenfalls beachtlich ist mit über 5 Mio. t aber auch das
Vermeidungspotenzial bei den Großverbrauchern sowie auf der Ebene des Einzel-
und des Großhandels.” (Studie “Das große Wegwerfen”, WWF 2016)
Abb. 1 Lebensmittelverluste entlang der
Wertschöpfungskette (Quelle: WWF 2016)
Es wäre möglich den Verlust dieser Lebensmittel
auf 8 Mio. t pro Jahr zu reduzieren, also um mehr als 50%, zu denen Deutschland
sich bereits 2015 verpflichtet hat. Das liegt unter anderem daran, dass häufig
Lebensmittel aussortiert oder weggeschmissen werden, nur weil sie ästhetisch
nicht mehr ansprechend sind. Sei es, weil die Banane ein klein wenig Braun
geworden ist, oder weil der Apfel nicht perfekt rund ist, oder gar die Farbe
nicht stimmt: solche Dinge werden als Grund gesehen ein Produkt nicht zu
kaufen, was dazu führt, dass der Händler darauf sitzen bleibt und hinterher
verdorbene Lebensmittel oder welche, die es über das Wochenende schlecht werden
könnten wegzuschmeißen. Außerdem sind wir es heutzutage gewohnt, an sämtliche
Lebensmittel ganzjährig zu gelangen, was dazu führt, dass wir einen nicht
vorhersehbares Kaufverhalten an den Tag legen. Ein Händler kann nicht wissen
auf was der Kunde heute Lust hat oder gar morgen kaufen wird.
Wir hätten die Möglichkeit mit der Menge an weltweit produzierten
Lebensmitteln die ganze Welt (Anfang 2019 etwa 7,6 Milliarden Menschen) fast
zweimal zu ernähren, stattdessen herrscht ein großes Ungleichgewicht. Während
wir wegwerfen, leiden andere an Mangelernährung oder verhungern.
Eine Eindämmung der
Lebensmittelverschwendung würde sich positiv auf das Klima auswirken. So würden
46 Mio. t Treibhausgase eingespart, wenn die 10 Mio. t an vermeidbaren
Verlusten tatsächlichen verhindert würden. Gerade in einer Zeit, in der wir uns
so sehr um unsere CO2-Bilanz sorgen, sollten alle Möglichkeiten zur Senkung dieser
genutzt werden. Außerdem würde sich unser durchschnittlicher ökologischer
Flächenfußabdruck so um 2,6 ha verringern.
Andere Länder als Vorreiter
Im Jahr 2016
hat die französische Regierung ein Gesetz zur Lebensmittelverschwendung
verabschiedet. Alle Supermärkte mit mindestens 400 Quadratmetern Ladenfläche
müssen seitdem alle unverkauften, aber noch essbaren Lebensmittel an
Hilfsorganisationen verschenken – wer sich nicht an das Gesetz hält, kann dafür
pro Verletzung bis zu 4.500 Euro Strafe erwarten.
Andere europäische Länder wie Tschechien,
Belgien und Luxemburg haben ähnliche Gesetze verabschiedet, da Sie Ihre durch
die Sustainable Development Goals und die EU gesetzten Ziele scheinbar ernster
nehmen als unsere Deutsche Bundesregierung.
Forderung an Deutschland
Deutschland hat im Jahr 2015 die
Sustainable Development Goals unterzeichnet. Das zwölfte von 17 Zielen ist die
Gewährleistung von nachhaltigem Konsums und nachhaltiger Produktion und
beinhaltet unter anderem den Punkt: „12.3 Bis 2030 die weltweite
Nahrungsmittelverschwendung pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucherebene
halbieren und die entlang der Produktions- und Lieferkette entstehenden
Nahrungsmittelverluste einschließlich Nachernteverlusten verringern.“ (www.un.org…..)
Somit ist Deutschland bereits jetzt
schon in der Pflicht, etwas gegen die Lebensmittelverschwendung zu unternehmen
und mit konkreten Schritten Ihre Verantwortung wahrzunehmen.
Wir sind auch Verbraucher. Deshalb tragen
auch wir Mitschuld an der Lebensmittelverschwendung. Doch wir haben uns ein
Wochenende lang ausführlich mit dem Thema und unserer eigenen Verantwortung
auseinandergesetzt und vieles dazu gelernt, was wir selbst besser machen
können. Wir haben in Workshops gelernt, Lebensmittel haltbar zu machen,
Initiativen kennengelernt, die es heute schon besser machen und gemeinsam
diskutiert, welche Wege wir eingehen können. Jetzt richten wir uns an die
Regierung, die die Möglichkeit hat, die anderen Stationen in der Kette der
Lebensmittelproduktion zu verändern.
Wir fordern die deutsche Bundesregierung auf, ein Gesetz zu verabschieden,
welches Betrieben verbietet noch genießbare Lebensmittel zu entsorgen oder
ungenießbar zu machen und gleichzeitig verpflichtet, diese an wohltätige
Organisationen zu spenden, wie es Frankreich bereits 2016 getan hat.
Wir sehen das Verbot aber nur als einen
ersten Schritt in die nötige Richtung, da mit solch einer Vorschrift nicht alle
Probleme beseitigt sind. Daran muss angeknüpft werden. Damit Deutschland sein
versprochenes Ziel bis 2030 einhält, müssen unzählige Veränderungen folgen. Als
Beispiel wäre das Mindesthaltbarkeitsdatum und die Legalisierung vom
Lebensmittelretten (Containern) zu nennen. Fakt ist jedoch, dass die
Bundesregierung heute handeln muss, um für uns junge Bürger*innen ein Morgen zu
garantieren.
“Ziel der Aktionstage ist es, vorbildliches Engagement in ganz Deutschland sichtbar zu machen, öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema Nachhaltigkeit zu erregen und mehr Menschen zu einem nachhaltigen Handeln zu bewegen. Jeder kann etwas zum Besseren verändern. In diesem Sinne richten sich die Aktionstage Nachhaltigkeit an alle Menschen in Deutschland. Und je mehr Menschen mitmachen, umso stärker ist das Signal, das wir gemeinsam mit den Deutschen Aktionstagen Nachhaltigkeit senden.”*
Jeder hat die Möglichkeit seine eigene Aktion im Rahmen der DAN 2019 zu starten!