BAT 2015

logoNach einiger Vorbereitung und mehreren missglückten Versuchen, dem FÖJ-Bundesaktionstag 2015 einen Rahmen zu geben und stattfinden zu lassen, kam in der verbliebenen, wacker zusammenhaltenden Orga-Gruppe der Vorschlag, die vom letzten Jahr bekannte und erfolgreich gelaufene FÖJ-Aktion „Pollucean“ in St.Peter-Ording zu wiederholen.
Die Grundstrukturen waren bekannt, die Adressen auch, und so hatten wir (eine ehemalige Sprecherin aus Bremen, ein ehemaliger Sprecher aus Sachsen/FÖJ-Vorstandsmitglied und ein noch aktiver Sprecher aus Brandenburg) etwas, worauf wir aufbauen konnten.

Anknüpfend an das über die Sommermonate jeden Donnerstag in St. Peter-Ording stattfindende Dorffest „Donnerstag im Dorf“ wollten wir wieder mit einem Infostand zur Thematik „Plastikmüll im Meer“ vor Ort sein.
Vom evangelischen Jugenderholungsdorf erhielten wir ein Übernachtungsangebot, das die Kosten überschaubarhielt, und uns die nötige Flexibilität in der Vorbereitung und der Zahl der Teilnehmer*innen ließ (die letztes Jahr genutzte Turnhalle war zu diesem Zeitpunkt belegt).

Soweit war das Grundsätzliche geregelt, die Internetseite mit Anmeldemöglichkeit stand, und einige Wochen mit dennoch leichten Zweifeln und ein wenig Bangen blieben – doch nach aller Vorbereitung wollten wir nicht noch einmal absagen, und zogen durch. Jeder aufgesammelte Teil Plastikmüll ist einer weniger, der am Naturstrand liegt, und auch (oder gerade) in kleineren Runden lässt sich viel bewegen.

Das gesetzte Datum (10.-12.09.) rückte näher, ein paar Anmeldungen trudelten ein, und wir aus der Orga-Gruppe konnten sicher sein, dass wir nicht die einzigen Teilnehmer*innen sein werden.
So kamen, aus Rheinland-Pfalz, NRW, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Bremen und Schleswig-Holstein zum FÖJ-Bundesaktionstag 2015 zehn engagierte Leute zusammen (was 100%Quote entsprach – 10 waren angemeldet, 10 kamen).

tonneDer Treffpunkt am Donnerstag Nachmittag war unser Haus „Bunte Kuh“ im Jugenderholungsdorf. Nach einer kurzen Kennenlernrunde der ersten Ankömmlinge zogen wir in kleiner Gruppe am Nachmittag los. Es ging mit Material für den Infostand (vom Weltladen in Hamburg-Bramfeld) und einer Plastikmülltonne im Gepäck zum Donnerstag im Dorf.

Postieren durften wir uns vorm örtlichen EDEKA-Markt, der Marktleiter ist im Ort engagiert und auch beim Dorffest vorn mit dabei. Unser Infostand befand sich damit in bester Laufzone.
Allmählich füllte sich die Promenade und nach und nach kamen Interessierte an unseren Stand – vor allem an der Mülltonne Interessierte. Die gelbe Tonne diente dabei als Gesprächseinsteiger, und der Versuchs-standballon ging auf… oftmals sollte anderer Müll in die gelbe Tonne entsorgt werden, so entwickelte sich auch das Parallelthema Mülltrennung zu einem, auf das wir dort aufmerksam machten.
Die kleinen Anregungen, die wir den Menschen mitgaben, waren es schon wert, dass wir uns dort zusammengesammelt, und unseren Stand aufgebaut, hatten.
Unsere kulinarische Abendversorgung wurde durch übriggebliebenes, für den Verkauf auf dem Dorffest vorbereitetes Essen verschiedener Stände gesichert, die wir kurz vor Ende des Dorffestes nach Übriggebliebenem fragten, und so das Wegwerfen frischer, absolut genießbarer Lebensmittel verhindern konnten – auch da: der wenigste Müll entsteht, indem er gar nicht erst entsteht.

Am Freitag, dem eigentlichen Müllsammelaktionstag, wurden wir nach einem gemeinsamen Frühstück mit selbst mitgebrachten und -gemachten Aufstrichen von einer Freiwilligen der Schutzstation Wattenmeer am Jugenderholungsdorf abgeholt, um uns von dort gemeinsam auf dem Weg zum Böhler Strand zu machen. Es gab eine kleine persönliche Einführung u.a. in die Besonderheit der dortigen Salzwiesen, und nachdem wir vom Verantwortlichen mit (Papier!) Müllsäcken versorgt worden waren, legten wir gegen 10 Uhr mit dem eigentlichen Müllsammeln los.sammeln
Nach und nach drangen wir insgesamt 11 Sammelwütigen (10 FÖJler*innen und Lena, die Bundesfreiwillige der Schutzstation) immer weiter in die Regionen hinter dem eigentlichen Sandstrand vor, durchwateten Priele, und machten mehr und mehr verwundernde Entdeckungen –Plastikflaschen aus tausende Kilometer entfernten Regionen, Verpackungen, eine Leuchtstoffröhre, große Kanister, auch Kisten und vor allem Reste von Fangnetzen. Alles, was irgendwann irgendwo in Ozeanweiten von Bord gegangen war und hier an Land gespült wurde.Was nicht angespült wird, sammelt sich in einem der riesigen Müllstrudel, wie sie auf den Ozeanen der Welt existieren (und vor allem unter der Wasseroberfläche immer noch nicht erfasste Ausmaße haben). Dort dreht sich der PlastikJahrzehnte und Jahrhunderte im Kreis (zynisch, dabei von einem Rohstoffkreislauf zu sprechen…). Zudem ist der Zersetzungsprozess von Plastik ist enorm langwierig – vor allem nicht 100%ig, da sich die Stücke immer nur in kleinere zerteilen, und dennoch erhalten bleiben. Dabei wird die Gefahr, von Meerestieren als Futter (v)erkannt zu werden, größer, und spätestens durch den nicht seltenen Tod dieser Tiere durch ihren Kunststoffkörperinhalt tauchen die Verpackungsreste etc. dann wieder auf.
Insofern ist die Müllsammelaktion nur ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein und bekämpft die eigentlichen Ursachen nicht, doch sie ist ein Tropfen, und jeder nicht mehr unbeachtet herumliegende Müll ist welcher, der zumindest keinen direkten Schaden mehr auslösen, und dessen Bestandteile noch weiter verwertet und weiterverwendet werden können.
Dass jede*r von uns Sammelnden nach drei Stunden einen vollen Müllsack in jeweils halber Körpergröße aus dem Strandgebiet zur Sammelstelle bringen konnte, ist in der Hinsicht vielleicht auch ein Erfolg, dass er uns im Alltag zum Nachdenken anregt: zu verzichten auf Unnötiges, um nicht erst entstehen zu lassen, was gar nicht zu sein braucht.Ganz nach dem Motto: reduce – reuse – recycle.

gruppenbildDie nötige Entspannung und Stärkung danach holten wir uns beim gemeinsamen Zusammensitzen in Strandkörben, essend und weitere Sonne tankend, die im Laufe des Vormittages – je mehr Müll aufgesammelt, desto stärker sich bemerkbar machend – hinter den Wolken hervor gekommen war.
Ein paar von uns sagten dem sich gerade entfernenden Meerwasser aus nächster Nähe noch möglichst belastungsfrei Lebewohl.

Am Abend kamen wir entweder in der Küche, oder spätestens am großen Tisch vor den Töpfen zusammen – mit kreativen Koch- und Käsereibekünsten hatten wir uns noch ein schönes Abendessen zubereitet.
Denn neben aller empfundenen Kritik ist die Freude am Da- und Zusammensein die, die uns zu weiteren Aktionen, ob aktiv im FÖJ, in unseren jeweiligen (All?)Tagen, oder auch in ganz anderen Zusammenhängen anspornt, ist das gemeinsam geteilte Lachen das, was uns Energie für das Weitere gibt, und die Gemeinschaft junger interessierter Menschen einfach das, was das FÖJ ausmacht.
Ich aus der Orga-Truppe habe mich sehr gefreut, in kleiner, feiner Runde aus ehemaligen und aktiven FÖJler*innen zusammengekommen zu sein, und den vielleicht kleinsten FÖJ-Bundesaktionstag aller Zeiten miterlebt und -gestaltet zu haben. Dass er dennoch stattgefunden hat, war auch mir wichtig, und nicht nur der Strand mit allen Beteiligten dankt es uns, wenigstens um 10 Säcke Müll erleichtert zu sein.
Den zukünftigen Aktiven, Mitgestaltenden und dem FÖJ Verbundenen alle Energie, alle Achtsamkeit und alle Freude, auf dass dieses Jahr (denn es ist mehr als nur ein Jahr) erhalten bleibt, als Möglichkeit und Motivation, aktiv zu sein, und vor allem uns etwas Gutes zu tun.
Danke für den BAT 2015.

 – vielen Dank an StRudel für den Artikel!